"Da war keine Zeit für eine Widerrede. Keine Zeit für Fragen."
Colin
In dieser Bonusszene kannst du die verhängnisvolle Nacht aus Colins Sicht lesen. Erfahren, wie er sie erlebte - und wie sie Kims Leben für immer veränderte.
Achtung: Falls du All The Broken Dreams And You noch nicht gelesen hast, besteht Spoilergefahr für das gesamte Buch!
COLIN
»Ich hab dich vermisst«, raunte ich in ihr Ohr und schlang die Arme fester um ihre Taille, während sie sich an mich schmiegte.
Oh Baby.
Ich vergrub mein Gesicht in ihrem Haar, sog ihren blumigen Duft ein und schloss die Augen, während wir uns im Takt der Musik bewegten.
Es war perfekt, sie war perfekt und das erste Mal, seit sie mit mir Schluss gemacht hatte, fühlte ich mich wieder ganz.
Weil sie hier war.
Hier bei mir.
»Mir ist ein bisschen komisch«, nuschelte sie, »wieso ist mir so komisch? Alles dreht sich.«
»Keine Ahnung, Kim«, sagte ich und zog sie einfach dichter an mich. »Gleich wird es dir richtig gut gehen. Und bis dahin tanzen wir einfach weiter. Okay?«
»Hmm, okay«, murmelte sie, während wir uns zu einem weiteren Song bewegten.
Kim kicherte, als sie immer wieder über ihre eigenen Füße stolperte. Sie strauchelte, konnte sich kaum halten.
»Ich glaub, du solltest dich setzen.« Ich umfasste Kims Arme und bugsierte sie vor mir her, zum Rand der Tanzfläche. Dort plumpste sie einfach auf den Boden. Ihre Augen waren geschlossen.
Verdammt.
Sie war überhaupt nicht so, wie TJ es beschrieben hatte. Da war kein sexuelles Knistern zwischen uns, kein Funke, der übersprang, kein magischer Moment, der alles wiedergutmachte.
Ich ging vor ihr in die Hocke. Berührte ihre Wange, sodass sie die Augen aufschlug.
Doch sie sah mich gar nicht richtig an.
»Hör zu, ich hol dir was zu trinken, okay?« Vielleicht würde es helfen, dieses Zeug schnellstmöglich wieder aus ihrem Organismus zu bekommen, wenn sie jetzt einfach etwas trank.
»Mhhm.«
»Bin gleich wieder da.«
Als ich aufstand, sackte ihr Kopf gegen die Wand hinter ihr.
So schnell ich konnte, schob ich mich an den Feiernden vorbei in Richtung Bar, doch es dauerte, bis ich mit zwei Bechern Wasser zurückkam.
»Kim?« Panisch sah ich mich um.
Doch ich konnte sie nicht sehen.
Sie war nicht mehr hier.
Scheiße.
Ich ließ die Becher fallen und rannte los. Stürzte mich ins Getümmel, um sie zu finden.
Ich musste sie finden.
Ich musste.
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Erst als der Morgen schließlich graute, fand ich sie.
Sie kam mir entgegen, torkelte barfuß direkt in mich hinein. Ihr Gesicht war bleich, ihr wunderschönes Haar verklebt; Sand pappte an ihren Beinen, in den Schürfwunden an ihren Knien.
Und ihre Augen, sie sahen einfach durch mich hindurch.
Mir wurde schlecht.
»Kim, hey.« Ich umfasste ihre Schultern. »Hey, sieh mich an, ja?«
Sie hob den Kopf, versuchte es. Doch ihr Körper, er war wie Gummi. Ohne Halt, ohne Orientierung.
»Was ist passiert?«
Als ihre Lippen sich bewegten, waren ihre Worte nicht mehr als ein Flüstern. »Ich weiß nicht, ... ich ...« Tränen traten ihr in die Augen, sie schwankte, sackte kraftlos gegen mich.
Mein Herz raste.
»Ich bring dich ins Krankenhaus.«
Da war keine Zeit für eine Widerrede. Keine Zeit für Fragen.
Also hob ich sie hoch.
Und während ich sie über den Strand trug, vorbei an Partyleichen und leeren Bierflaschen, da wusste ich: Etwas Schreckliches war ihr passiert.
Und es war meine Schuld.